Am Abend des 5.Jänner, der letzten Rauhnacht, wird in Traunkirchen einer der eindrucksvollsten Winterbräuche des Salzkammergutes, das Glöcklerlaufen, abgehalten. Mit Einbruch der Dunkelheit finden sich die Glöckler an ihrenTreffpunkten im ganzen Ortsgebiet in Gruppen, "Passen " genannt, zusammen um ihren Lauf zu beginnen. Zur Ausstattung eines Glöcklers gehören weiße Kleidung, Glocken und selbstverständlich die bis zu 15 Kilogramm schwere Glöcklerkappe. Jede Glöcklerkappe ist ein kleines Kunstwerk für sich. Sie besteht aus einem meist geometrischen Gerüst aus dünnen Holzstäben auf das schwarzes Tonpapier aufgebracht wird. Auf dieses Papier wurden zuvor Motive und Ornamente gezeichnet, die danach in mühevoller Kleinarbeit ausgeschnitten und gestanzt werden. Abschließend werden die Motive an der Innenseite mit bunten Papier hinterklebt und die Kerzen, die am Abend die Motive von innen beleuchten, montiert. Jeder der Läufer wendet dabei mehrere hundert Arbeitsstunden für seine Kappe auf. Jede Passe wird von einem Vorläufer, der einen Turban und einen Hirtenstock trägt, angeführt. Hoch vom Mühlbachberg, weit aus dem Mühlbachtal, aus dem Ortszentrum sowie aus der Viechtau und Mitterndorf laufen die Passen ihrem gemeinsamen Ziel entgegen. Bei bestimmten Häusern und Plätzen werden Achterfiguren gelaufen und die dortigen Familien laden zu einer kleinen Verköstigung ein. Die Glöckler bedanken sich mit Neujahrswünschen und dem Singen von Krippenliedern. Um 22 Uhr treffen sich alle Passen am Buchbergparkplatz zum gemeinsamen Singen. Auf ein Zeichen laufen alle Passen mit dumpfem Glockengeläut auf dem total im Finstern liegenden Platz ein, bilden einen riesigen Kreis, die Vorläufer der Passen treten in die Mitte und stimmen traditionelle Krippenlieder an. Lange hielt sich die Erzählung, das Licht der Glöcklerkappen und der dumpfe Klang der Glocken sollen die bösen Geister vertreiben und die guten Geister anziehen, der Sieg des Lichtes über das Dunkel des Winters. Heute gehen wir eher von einem Heischebrauch aus. Vor der Kulisse des Traunsteins ein besonderes Erlebnis, das immer mehr Zuseherinnen und Zuseher aus nah und fern beeindruckt.
Seit wann der Glöcklerlauf in der heutigen Form in Traunkirchen existiert, lässt sich nicht mehr exakt datieren. Ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 1928 berichtet, dass „Haberngeißlauf in Verbindung mit dem Glöcklerzug“ seit 1897 nicht mehr durchgeführt wurde. Hilfreich sind hier die Aufzeichnungen von Josef Lehner, Jahrgang 1919, der über den Glöcklerlauf in den 20er und 30er- Jahre noch sehr lebhafte Erinnerungen hat: „Ich kann mich an markante Ereignisse bis zum 4. Lebensjahr zurückerinnern. Im November 1922 starb meine Mutter in Gmunden, sie stammte vom Mühlbachberg (Lehner vom Lerlhäusl) ab. Dann kam ich zu meinem Onkel Hans Lehner, ein Bruder meiner Mutter, nach Traunkirchen, der im Haus Pointhuber wohnte. Ich wuchs dort mit einer Reihe von Buben auf: Stummer Hansl im gleichen Haus, Hobl Karl, Treml Alois, Stritzinger Franz, Putz Anton. Für uns Buben gab es mit den alten Bräuchen immer große Erlebnisse, Krampustag, Christkind, Glöcklertag, Fasching und Ostern. Mit 5 Jahren ging ich das erste Mal mit Stummer Hansl (geb. 1920) zu den Nachbarn Glöckeln. Ein altes weißes Hemd vom Ziehvater an, aus Pappendeckel eine Krone mit Zacken aus Goldpapier beklebt, ein Schnurrbart mit Ofenruß angemalt. Man musste ein Krippenlied singen und als Gabe bekam man einen Krapfen oder einen Apfel oder einige Kekse. Manchmal bekam man auch einige Groschen von 2-5 Gr..10 Groschen war schon etwas Besonderes. Dies gab es nur bei Verwandten oder bei guten bekannten Familien. War doch damals der Stundenlohn eines Facharbeiters in der Saline 1Schilling. An diesem Abend wurde auch die Haberngeiß ab 18h herumgetrieben. Das war ein Privileg welches nur an bestimmte Bauernhäuser kam. Damals an diesem Abend habe ich auch das erste mal die Glöcklerläufer mit den beleuchteten Kappen gesehen. Beim Gebetsläuten um 18h liefen sie vom Ort weg nach Buchberg, wo es dann eine Jause gab. Der Anführer und Organisator war der alte Stummer Hans, der die Kappen auch einteilte. Wir wohnten ja im gleichen Haus Pointhuber. Ich kann mich auch noch an damalige Teilnehmer der sogenannten Achterläufer erinnern. Die Paß lief die Figur einer 8, stellte sich im Kreis auf und es wurden Krippenlieder gesungen. Das gespendete Geld wurde dann von der Paß aufgeteilt. Es war 1930-31 da wurden vom damaligen Initiator Stummer Hans neue Kappen gebaut 1m x 1m x 0,5m. der damalige Lehrer und Maler Heiß zeichnete die Alpenblumen, Enzian, Edelweis und andere auf Schwarzpapier auf und die Blumen wurden ausgeschnitten und mit Seidenpapier in Farbe geklebt. Es sollte eine kleine Konkurrenz den Ebenseern gegenüber gewesen sein. Es war ja damals schon eine Ebenseer-Paß nach Linz eingeladen worden. Für uns Buben damals der Anstoß ebenfalls beleuchtete Kappen zu bauen. Unser Anführer war der Sohn vom alten Stummer Hans, der ein guter Zeichner und Bastler war. Wir waren ca. 10 Buben, es waren 1-3-Spitzkappen. Wir liefen damals vom Hotel Stein-Bahnhof-Buchberg. An ein besonderes Ereignis mit der alten Paß kann ich mich gut erinnern. Die Glöckler stellten beim Putz (Loambauer) ihre Kappen, welche das zweite Mal getragen wurden, auf der sogenannten Gred ab, ein ca. 1,20m breiter Betonstreifen längs des Daches bei der Hausfront. Die Kappen blieben beleuchtet, während die Glöckler in der Bauernstube waren. Es war leichtes Tauwetter. Als alle in der Bauernstube saßen, ging eine schwere Dachlawine ab und zerstörte fast alle Kappen. Ich kann mich noch auf einige Namen von Männern erinnern. Es war damals ja ein Teil Männer, die im 1. Weltkrieg waren: Stummer Hans sen., Vockner Anton sen., Vockner Sepp sen., Plasser Sepp sen. (Mösl), Kerschbaummayr Sepp u.a. Am Glöcklertag, es war 1932 oder 1933, liefen wir Buben auch wieder mit unseren Kappen nach Buchberg. Während wir in der Küche eine Jause bekamen, war Feueralarm, es brannte das Bauernhaus Feichten lichterloh. Für uns Buben war das eine Sensation, wir mussten natürlich laufen und zusehen. Die Kappen holten wir uns am nächsten Tag. Die Jahre von 1933 – 1938 waren ja die Notzeit und große Arbeitslosigkeit. Am Tag gingen wir von Haus zu Haus singen und abends Glöcklerlaufen. Einen Teil der kleinen Einnahmen durften wir uns behalten, das andere behielten sich die Eltern, die kauften ja die Kerzen und das Papier.